Mittwoch, 22. Juli 2009

Nicht nur das Wetter ist wechselhaft


Ein wirklich gut erzogener Hund - und wir dürfen es bestaunen !





Heute Morgen war die Bedienung im Hotel „Val d’Or“ nicht sehr freundlich und das ist wohl noch sehr diplomatisch ausgedrückt. Frodo dürfte nämlich nur in den Frühstücksraum, wenn er ganz ruhig wäre. Dazu muss man wissen, dass er gestern Abend drei Stunden mucksmäuschen still und brav unter dem Tisch gelegen hat. Das Essen war sehr lecker, aber die Bedienung konnte dem nicht entsprechen. Als die Beiden dann heute Morgen auch noch einen kleinen Tisch mitten im Raum zugewiesen bekamen, entschied sich Klaus spontan auf das Frühstück zu verzichten. Frodo bekam auf dem Zimmer die restlichen Madeleines und für ihn war das wahrscheinlich sowieso besser.
Über Nacht hatte es wieder ein schweres Gewitter gegeben, so waren die Beiden heute wegen des ausfallenden Frühstücks früher auf dem Weg und als sie den nächsten Ort Mellecey erreichten, kam ein Platzregen herunter, in den sie wahrscheinlich genau geraten wären, wenn sie gefrühstückt hätten. Nun konnten sie gerade noch in ein kleines Lokal laufen, ohne wirklich nass zu werden. Die Chefin besorgte Croissants beim Bäcker nebenan, machte einen leckeren Café au Lait und auf diese Weise wurde das Frühstück nachgeholt, während es draußen aus allen Wolken regnete.
Wegen des unbeständigen Wetters entschied sich Klaus gegen die Route über die Berge, zumal das „Outdoor“ Buch von „verlorenen Wegen in der grasbewachsenen Hochfläche“ spricht. Ohne Karte, die nicht zu bekommen war, hätte dies ein großes Problem werden können.
Kurz darauf kamen unsere beiden Pilger an einer „Stele“ vorbei (als Stele wird seit der griechischen Antike ein hoher freistehender Pfahl bezeichnet), die an Kämpfe der Résistance gegen die Gestapo vor fast genau 65 Jahren erinnerte. Wenig später trafen die Beiden auf einen sehr freundlichen Herrn, der vor seinem Haus stand, welcher im September die letzten Kilometer bis Santiago de Compostela gehen wird. Er lud Klaus zu einem Kaffee ein und wollte ihm eine Flasche Wein geben, aber da die Beiden schon durch den Halt im Café etwas in Verzug geraten waren und auch schon einiges an Gepäck dabei haben, schlugen sie die netten Angebote aus. Für ein Foto und ein Zusammentreffen mit einem Teil der restlichen Familie blieb jedoch noch Zeit. Klaus ist wirklich sehr überrascht und auch erfreut, dass sich die Zeiten in den letzten 65 Jahren so sehr geändert haben. Der Mann war in Klaus Alter und damals litt das Land unter den Deutschen, aber von Vorurteilen ist keine Spur mehr.
Nun schien die Sonne wieder, aber die Spuren des Gewitters waren noch sehr gut zu sehen. Es sind viele Blumen am Weg und an den Häusern, die sich wahrscheinlich nicht über den Sturm, bestimmt aber über den Regen gefreut haben und nun ihre volle Blüte im Sonnenschein zeigten.
Pi und Hund erreichten Givry und liefen dann weiter auf den „Voie Verte“. Dieser „grüne Weg“, genauer gesagt „grüne Gleise“, ist reserviert für Radfahrer und Fußgänger. Früher war hier eine Eisenbahnstrecke und als diese stillgelegt wurde, hat man anstelle der Schiene einen geteerten Weg angelegt. Dieser verläuft sehr lange geradeaus und rechts und links gibt es einen Grünstreifen, sehr zur Freude von Pilger Frodo. Von Zeit zu Zeit gibt es dort alte Bahnhöfe zu bestaunen, die an den früheren Schienenverkehr erinnerten. In dem von St. Desert erkennt man auch noch die Bahnsteigkante und auch das Wartehäuschen ist noch einigermaßen erhalten, dort legte Frodo sich auch direkt in den Schatten. Auf diesem Weg entstand auch das Video, in dem wir über den klugen Frodo staunen können, der sich, wenn ein Fahrradfahrer kommt, brav an den Wegesrand legt. Fein!
In Buxy sind die Beiden sehr freundlich in dem Touristenbüro empfangen worden. Frodo bekam Wasser und Klaus seinen Pilgerstempel. Danach war Klaus und Frodos all abendliches Programm an der Reihe. Hierbei muss auch einmal erwähnt werden, dass Klaus seine Wäsche jeden Abend selber mit Hilfe von Rei in der Tube reinigt, welches, wie wir ja alle wissen, vielseitig anwendbar ist. Auch sehr wichtig ist, dass man als Pilger nicht morgens sondern abends duscht, weil man so Blasen an den Füßen vermeidet. Hier will ich jedoch nicht all zu viel verraten, da daraus noch ein hilfreicher Tipp entstehen wird. Frodo wurde heute Abend noch schön gebürstet und dann machten sich die Beiden munter auf den Weg zum Abendessen.
Fazit:
Pi + Hund wurden nicht nur einmal für den unglücklichen Tagesstart entschädigt :)



2 Kommentare:

  1. Hallo Frodo, mache als aufmerksamer Hund deinem Herrchen auch auf den weiteren "Voies Vertes" viel Freude.
    Die liebenswerte Begegnung von Klaus mit einem gleichaltrigen Franzosen und dessen Familie ist ein lebendiges Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft.
    Hallo Klaus, da du auf Schusters Rappen bist, tust du gut daran, deine "Apostelpferde" sorgfältig zu pflegen.

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  2. Nachtrag: Das zweite Foto von unten zeigt den Blütenstsand eines Essigbaumes.

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