Samstag, 8. August 2009

Die Margeride



Insgesamt war es ein wunderschöner Tag und von St. Privat d’Allier ging es tief in’s Tal. Wegen des gestrigen Regens wählten die Beiden die Straße, denn der Weg durch den Wald soll sehr steil sein und bei diesem Wetter sehr glitschig. Die Straße ist breit, es ist wenig Verkehr und man hat wunderbare Ausblicke. Im Allier-Tal liegt Monistrol auf ca. 600 m Höhe und der Fluss bietet mit Kanu und Rafting Sportlern viele Möglichkeiten.
Die Eiffel Brücke erinnert an den Architekten des Eiffel-Turms, vielleicht hat er sie ja auch entworfen (Frage an Beutlin!!)?

Wie immer, wenn man in’s Tal läuft, muss man anschließend auch wieder hochsteigen. Der Anstieg war wirklich nicht ganz einfach, aber Frodo und Klaus sind top in Form. Auch hier gibt es imposante Vulkanfelsen, die über den Weg hinausragen. Auf einer Höhe von 1000 m wieder angekommen, eröffnet sich die Hochebene der Margeride. Hier gibt es abwechselnd Wälder, Wiesen und eine Heidelandschaft mit Granitfelsen. Die Kreuze am Weg werden von den Pilgern mit Steinen geschmückt, einmal ist auch ein Teddybär dabei.
Frodo und Klaus waren so schnell unterwegs, dass sie in ihrem Zielort Saugues noch zu Mittagessen können.
An diesem Samstag findet hier ein Musikfestival statt und sie sehen und hören eine Gruppe aus Galizien, deren Musik in ihren Ohren der schottischen sehr ähnelt. In diesem Moment ruft Jacques aus Seelscheid an und so ist die Heimat mit dem Ziel Galizien auf wundersame Weise in Saugues verbunden.
Nach dem Abendessen gehen die Beiden noch durch
den Ort und sehen die geöffnete Kirchentür. Sie treten ein und Frodo legt sich sofort still auf den Boden. Sie genießen die Ruhe und das wenige Licht, welches durch die bunten Fenster dringt.
Vor der Kirche erinnert eine Holzfigur an die Bestie von Gévaudan, die im 18. Jahrhundert ihr Unwesen in dieser Region getrieben haben soll. Wieder einmal wird es einem Wolf zugeschrieben, der nur schwer zu fassen war und einmal mehr mischt sich Legende und Wirklichkeit.
Fazit: Die Musiktruppe macht Lust auf Galizien!




















Freitag, 7. August 2009

Die Beiden sind nicht mehr alleine auf dem Weg




Wegen der Unterkünfte am Wochenende konnten Klaus und Frodo keinen Ruhetag in Le Puy einlegen.
Als sie den abendlichen Rundgang durch die Stadt starten wollten, fing es an zu regnen. Die Boule Spieler ließen sich davon nicht irritieren und die nette Runde beim Abendessen spannte alle Regenschirme auf.
Am Morgen verließen sie die Stadt auf der Rue Saint Jaques. Als sie die Anhöhen über der Stadt erreicht hatten, zog ein kräftiges Gewitter auf. Es blitzte und donnerte so stark, dass
Frodo sich im Gebüsch versteckte. In kurzer Zeit war der Weg voller Wasser, es kann nicht abfließen, denn der Untergrund besteht aus Lavagestein. Dieses erschwert die Wanderung.
Die Beiden sind nicht mehr so oft alleine unterwegs. Man trifft immer auf nette Leute und Klaus ist überrascht, wie viele Frauen und junge Leute unterwegs sind.
Die Nässe lockt wieder die Schnecken auf den Weg, jedoch sind sie hier viel kleiner als im Burgund. Die Bauernhöfe bieten ihre Produkte an, vor allem Honig und Ziegenkäse.
Le Puy liegt in einer Höhe von 600 m,
5 Stunden später ist der Weg auf eine Höhe von 1200 m angestiegen und liegt mitten im Wald. Von da an geht es relativ steil bergab nach St. Privat-d’Allier. Durch den Regen wird der Weg doch sehr rutschig. Die Stöcke sind für Klaus eine große Hilfe.
Am Abend im Gästehaus treffen Klaus und Frodo auf eine Familie aus Tours, die mit ihren beiden Söhnen 3 Tage auf dem Weg sind. Gestern und heute sind sie 10 km gewandert, aber auch sie werden morgen nach Saugues (ca. 18 km) laufen, dort wird es auch bergab und bergauf gehen.
Ein Paar stammt aus der Nähe von
Conques, die Stadt, die später auch auf dem Jakobsweg liegt, sie laufen also die nächsten 10 Tage nach Hause. Ähnlich wie ein junges Paar aus Bordeaux, die die nächsten 3 Wochen auch nach Hause laufen.

Fazit: Viele nette Leute unterwegs.











Donnerstag, 6. August 2009

Voilá, Le Puy en Velay






Nach einem gemütlichen Frühstück sind die Beiden ganz langsam auf den Weg zurückgekehrt und haben natürlich mit Sabine telefoniert, die heute ihren 21. Geburtstag hat.
Es scheint in diesem Gebiet viel Basalt zu geben, die Schilder weisen darauf hin, dass dieses Vulkangestein aus der Erde gesprengt wird.
Der Weg ging durch Wälder und nach knapp 2 Stunden kamen sie an einen kleinen Bach. Frodo konnte die gestern eingekauften Madeleines probieren, diese waren mit frischen Eiern und guter Butter hergestellt!, und dazu noch in der Form einer
Jakobsmuschel. Aus welchem Grund auch immer, die Beiden hatten den Eindruck, dass es die besten Madeleines sind, die sie je gegessen haben.
Anschließend nahm Frodo ein Bad, was natürlich im Foto festgehalten wurde, damit man auch zu Hause sehen kann, wie gut es dem Kleinen geht.
Es war klar, dass es irgendwann einmal passieren musste!! Nach ca. 2 km bemerkte Klaus, dass er Frodos Leine vermisste und an dieser Stelle vergessen hatte. Frodo verstand die Welt nicht mehr..., warum geht Klaus
wieder zurück?? und dazu noch im Sauseschritt??? Zum ersten Mal seit langer Zeit lief Klaus vorne weg, so schnell wie selten zuvor, was aber letztlich auch zeigt, dass die Beiden eine gute Kondition haben. Auf dem Weg sah Klaus eine dünne blaue Wäscheleine am Wegesrand liegen, die er als Ersatz genommen hätte, wenn....??
Er stellte sich auch schon vor, was für ein trauriges Bild es gewesen wäre, mit solch' einer „Schnur“ in Le Puy anzukommen. Glücklicherweise lag Frodos schöne Leine noch an dem Rastplatz!
In Polignac, ca 6 km vor Le Puy rief
eine Frau plötzlich: „Da ist ja Frodo und Sie sind aus Köln!“ Sie hatte einen Tag später bei Madame Josier übernachtet und dort von den Beiden gehört. Sie wandert eine Woche von Cluny nach Le Puy.
Wenig später trafen die Beiden auf eine weitere Pilgerin, die am 3. Tag mit ihrem Hund unterwegs ist. Sie trug einen schweren Rucksack mit Zelt und sie und ihr Hund waren mit ihren Kräften ziemlich am Ende. Sie meinte, sie würde das höchstens noch 2 weiter Tage schaffen.

Dann war es soweit: Der erste Blick auf Le Puy durch einen Torbogen, und wenig später ein Bad für Frodo in der Borne.
Der Blick auf die Kapelle St. Michel – d’Aiguilhe ist grandios, wie man eine Kirche auf so einem hohen Felsen erbauen konnte??
Danach kommen Klaus und Frodo in die Altstadt und zum Dom. Den Pilgerstempel, und gerade der von Le Puy ist für Klaus von großer Bedeutung, gibt es nur in der Sakristei. Leider darf Frodo dort nicht mit, aber hier ist man gut vorbereitet, denn es gibt ein Informationsbüro, die Hunde für kurze Zeit betreuen. Frodo hat sich vorbildlich benommen und die Beiden durften sich auf Grund der mehr als 1000 km in das Gästebuch eintragen (dieses wird nicht jedem erlaubt).
Die Altstadt von Le Puy ist mit den Treppen zu der Kathedrale, den engen Gassen und den schönen Plätzen sehr beeindruckend. Es ist viel Betrieb in der Stadt, die Franzosen haben Le Puy inzwischen auch „entdeckt“.

Fazit: Herrliches Le Puy!




Mittwoch, 5. August 2009

Le Puy ist nicht mehr fern!



Es war ein richtig schöner Sonnentag und nur kleine Wolkenfetzen waren am Himmel
zu sehen. Morgens war es schon ziemlich warm, aber der erste Teil der Etappe führte nur durch den Wald und im Schatten spürten unsere Beiden den frischen Wind ganz deutlich. Eine Schleife an einem Weihnachtsbaum erinnerte sie auch im Sommer an Weihnachten.
Die großen Steine am Wegesrand stammen vielleicht noch von den Römern, möglicherweise war ja sogar Obelix am Werk??
Die Landschaft ist gleichmäßig, manche sagen eintönig, Klaus
empfindet es als sehr wohltuend. Frodo ist total munter, zumal immer wieder ein Bach auftaucht, Frodo marschiert durch’s Wasser, Klaus nimmt die Brücke.
Ein Wagen ist liebevoll von den Bewohnern mit Blumen bepflanzt. Selbst die Disteln strengen sich an, mit den anderen Blumen mitzuhalten.
Dann wird die Römerstraße mal wieder zum Schotterweg und die schattenspendenden Bäume werden weniger. Seit langer Zeit zieht Frodo wieder seine Schuhe an. Er läuft sofort viel besser und braucht keine Eingewöhnungszeit.
Die letzten 5 km vor St. Paulien müssen die Beiden in der heißen Sonne wandern, aber es macht Klaus und Frodo nicht viel aus. Die Weite der Landschaft ist beeindruckend.
Morgen erreichen sie Le Puy en Velay, ein erstes für Klaus sehr wichtiges
Zwischenziel auf dem Weg.

Fazit: Frodo spürt mit seinen Schuhen den Schotter nicht und beide können den Sommer genießen.



























































Dienstag, 4. August 2009

Bestes Wetter, beste Laune





Gestern kamen die Beiden nach Usson-en-Forez, und da auf den nächsten 40 km keine Sparkasse und kein Supermarkt zu finden sein wird, wollen sie 3 Sachen erledigen: Vaseline aus der Apotheke besorgen, Bargeld reicht nur noch für eine Übernachtung und das Hundefutter wird knapp. Beim Supermarkt hätte man bedenken müssen, dass er montags geschlossen hat. Apotheken öffnen normalerweise um 14.30Uhr, aber aus welchem Grund auch immer hängt heute ein Zettel an der Tür, dass erst ab 17 Uhr geöffnet ist. Der einzige Bankautomat im Ort ist zur Zeit außer Betrieb: „Kommen Sie bitte in einigen Minuten wieder“, hoffentlich steht das nicht schon seit gestern da!!. Es gibt 2 Bars im Ort, beide haben montags geschlossen, also laufen die Beiden noch eine Weile durch den Ort und kehren nach einer halben Stunde zum Geldautomaten zurück, haben wenig Hoffnung, aber siehe da, der Automat gibt bereitwillig die Scheine heraus.
Jetzt zur Frage von Beutlin bezüglich der 2 langen Etappen: Insgesamt sind Etappen sehr schwer zu vergleichen, auch wenn die km Zahl gleich ist. Das Wetter und der Streckenverlauf spielen die größte Rolle. Viele km auf der Straße ermüden deshalb stark, weil Frodo angeleint werden muss und bei entgegenkommenden Autos müssen beide in’s Grüne stürmen und stehen bleiben. Bei Hitze strahlt der Asphalt die Hitze stark zurück. Auf der Straße kann man schneller laufen, während man im „Gelände“ mit Geröll und rauf und runter nur langsam voran kommt. Insgesamt glaubt Klaus, dass er inzwischen insgesamt schneller wandert als zu Anfang.
Ganz wichtig ist der Wasserhaushalt, den Klaus manchmal unterschätzt hat, zumal das zusätzliche Gewicht des Wassers kg-mäßig kalkuliert werden muss.

Inzwischen merkt Klaus am „gefühlten“ Gewicht des Rucksacks, wie gut er in Form ist. Wenn dieser plötzlich schwer zu werden scheint, macht er eine Pause und danach geht es wieder viel besser.
Gespräche mit dem Rucksack sind zwar eine gute Idee, kommen aber für Klaus, genauso wie die Selbstgespräche, nicht in Frage, weil sich Frodo sofort angesprochen fühlen würde.
Die Menschen unterwegs sind alle erstaunt, wie gut Frodo auf Klaus reagiert. Das Geheimnis seiner Meinung nach ist, dass er wenig sagt, und wenn er etwas sagt, dann weiß Frodo, dass es wichtig ist.
Die beiden Mönche, die Klaus und Frodo vor einigen Tagen getroffen haben, hatten bemerkt, dass Frodo auch auf Zeichen reagiert. Wenn Klaus an Weggabelungen mit dem Stock in eine Richtung zeigt, läuft Frodo sofort dahin. Frodo bleibt ohnehin immer in Sichtweite. Eri meint, das wäre kein Wunder, denn jetzt würde er wohl kaum alleine nach Hause finden!!
Gespräche finden natürlich in Kläuschens Kopf statt, auch richtige Dialoge, weil er sich manchmal vorstellt, sich mit jemanden zu unterhalten, an den er gerade denkt. Immer häufiger denkt Klaus auch in französischer Sprache.
Die Personen am Sonntag in der Auberge Josiane sind Freunde des Hauses.

Die heutige Etappe war sehr kurz und quasi ein Ruhetag!! Herrliches Wetter mit einem angenehmen kühlen Wind. Die Beiden sind froh, nicht im Tal der Loire gelaufen zu sein. Morgen wird es ähnlich kurz, aber die Beiden müssen Kräfte sammeln, da die Situation am Wochenende in Le Puy und danach bezüglich der Unterkünfte wirklich schwierig ist. Eri und Sabine mussten viel telefonieren, haben auch was gefunden, aber der Ruhetag musste gestrichen werden.
Frodo schlief heute morgen fest auf Kläuschens Rucksack, da dieser ausnahmsweise(?) auf dem Fussboden gelegen hat. Anscheinend waren ihm die Fliesen zu kalt, also wird zukünftig der Rucksack immer auf dem Boden liegen.
Mit der Vaseline muss Klaus sparsam umgehen (siehe oben), aber man kann sie auf den glänzenden Füßen gut erkennen (die Fußnägel sind seit frühester Jugend wegen des vielen Fußballtrainings in schlechtem Zustand!!).
Frodo war auf dem ganzen Weg kaum an der Leine, es ging nur durch Wälder und über Wiesen. In dieser Gegend gibt es viele Hasen und Kaninchen, deren Spuren für Frodo immer sehr
aufregend sind.
Heute treffen die Beiden auf eine Bäckerei, die sogar jeden (!!) Tag geöffnet hat. Leider wurde diese im Outdoor Führer nicht erwähnt, so hatten sie sich schon vorher mit Allem versorgt.
Heute wurde das Département Haute-Loire erreicht, und wieder treffen sie auf die Alte Römerstrasse, die hier Cesar’s Weg heißt.

Fazit: Klaus genießt die leichte Etappe, Frodo verfolgt jede Kaninchenspur und die Lebensfreude ist bei Beiden voll zurückgekehrt.