Mittwoch, 15. Juli 2009

Zwei Pilger in einem Funkloch







Zuerst einmal muss ich kurz erklären, dass Klaus und Frodos Erreichbarkeit im Moment sehr eingeschränkt ist, weil die Gegend, in der sie momentan wandern, sehr dünn besiedelt ist. Das Senden von Mails mit Fotos gleicht eher einem Glücksspiel und heute sind trotz mehrmaligen Versuchen leider nicht alle Fotos bis nach Köln gekommen.
Gestern hat es ein Bild nicht geschafft, welches aber heute angekommen ist. Es zeigt die wunderschöne Schnecke, die 18 Stunden via Internet bis zu mir gebraucht hat. Also in ziemlichem Schneckentempo… Klaus hat die Schnecke an der Straße entdeckt und schnell ein Foto gemacht, bevor unser neugieriger Frodo sie beschnüffeln konnte, weshalb sie sich blitzschnell in ihr Häuschen zurückgezogen hat. Als Dank für das schöne Foto hat Klaus sie auf die andere Seite der Straße verfrachtet, denn leider haben viele ihrer Artgenossen die Überquerung nicht geschafft.
Die Auberge, in der Klaus und Frodo die letzte Nacht verbracht haben, stammt aus dem 12. Jahrhundert und war damals eine Zistenzienser Abtei. Sie wurde später noch vergrößert und ist heute nicht nur eine Auberge, sondern in einem weiteren Teil befindet sich ein Kulturzentrum für Musikfestivals. Die Besitzer, die früher Einrichtungen (unter anderem für Apotheken) gemacht haben, richteten alles sehr stilvoll ein und betreiben das Ganze seit 10 Jahren.
Neben der Auberge befinden sich draußen noch Reste einer alten Bowlingbahn, die Bernd und Jean-Pierre sicher an vergangene Zeiten erinnern werden.
Im Ort Auberive gibt es einen einzigen Lebensmittelladen, dessen Besitzerin führt ein Pilgerbuch, in dem die letzten Pilger, die auch aus Deutschland waren, vor 10 Tagen einen Eintrag machten. In diesem Pilgerbuch haben sich natürlich auch Frodo und Klaus verewigt und einen kleinen Massenauflauf provoziert, weil Frodo, schon bekannt als Shootingstar, alle Blicke mit seinem kleinen Rücksäckchen auf sich zog. Die Besitzerin hat zum ersten Mal einen Pilgerhund gesehen und hat direkt ein Foto gemacht, welches in das Buch geklebt wird.
Allgemein war es heute eine sehr angenehme Etappe, mit vielen Waldwegen gezeichnet von den gestrigen Wassermassen. Natürlich gab es auch den ein oder anderen Anstieg, bei dem Frodo immer ungeduldig auf Klaus warten musste, der das Tempo von dem kleinen schwarzen Blitz nicht mithalten konnte.
Unterwegs sahen sie noch ein sehr interessantes Kreuz: „la Croix au Loup“ auf dem eine Geschichte stand. „1811 hatte an dieser Stelle der Bürgermeister, der damals immerhin schon 79 Jahre alt war, einen Wolf getötet, der vorher schon 6 Menschen tödlich verletzt hatte und das nur mit einer „serpe“ (=Sichel) bewaffnet. Er selbst starb 85 Tage nach seinem Sieg.“ Die beiden Pilger waren sehr erstaunt, dass es vor knapp 200 Jahren in diesem Gebiet noch Wölfe gab.
Unsere beiden Pilger kamen entspannt, gesund und munter an ihrem Etappenziel Grancey-le-Chateau an.
Fazit:
Pi und Hund glücklich und gesund.












1 Kommentar:

  1. Ich habe mir noch einmal den überaus langen Weg von Köln nach Santiago de Compostela vor Augen geführt. Da muss es einem Wanderpilger doch am Ende eines jeden Tages in den Sinn kommen, dass es zwar stetig, insgesamt aber sehr langsam vorangeht. Insofern könnte die Schnecke neben der Jakobsmuschel ein weiteres Erkennungszeichen für den duldsamen Pilger sein. Ein leeres Schneckenhaus findet sich immer, während man für die Suche nach einer Jakobsmuschel noch einmal zwei Wandertage von Santiago de Compostela zum Cabo Finisterre benötigt.

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